Seiten

21.04.20

Der Timout-Effekt

Bringen es Auszeiten oder nicht? Darüber wurde in Trainer-Foren schon eifrig diskutiert. In der Regel kam bei Untersuchungen heraus, dass eine Auszeit keinen oder sogar einen positiven Effekt für die Aufschlag-Effizienz habe. Diese Annahme ist falsch. Zumindest kann ich den Timout-Effekt im Folgenden für die Bundesliga belegen.

Der Fehler bei einigen Untersuchungen war, anzunehmen, Auszeiten wären zufällig verteilt. Auszeiten werden häufiger bei sehr guten Aufschlägern genommen. Das folgende Schaubild zeigt, dass je besser die Server Breakpoint Rate eines Spielers, desto mehr Aufschläge muss er nach Auszeiten machen. Bei einem Vergleich aller Aufschläge (break point rate) mit allen Aufschlägen nach Auszeit bekommt man ein falsches Bild. Die Aufschläge nach Auszeit werden einfach mit größerer Wahrscheinlichkeit von starken Aufschlägern gemacht.

                                                          (danke an Ben Raymond für das Schaubild)

Kommen wir zum Thema: Wie ist der Effekt von Auszeiten in der Volleyball Bundesliga? Im folgenden Schaubild sind die Aufschläger mit der besten Service Effizienz von links nach rechts. Ihre individuelle Aufschlag-Effizienz ist in blau. In Orange ist die individuelle Aufschlag-Effizienz aller Aufschläger nach Auszeit. Man kann bei den guten Aufschlägern grundsätzlich einen negativen Effekt einer Auszeit auf die Aufschlag-Effizienz sehen. Allerdings mit individuellen (Gevert/Tille) Ausnahmen.



Im nächsten Schaubild ist in grau der Mittelwert aller Aufschlag-Effizienzen der Liga. In hellblau ist der Mittelwert der Aufschläger-Effizienzen der besten 20 Aufschläger (bei denen mehr Auszeiten genommen wurden). In dunkelblau sind die individuellen Aufschlag-Effizienzen. In gelb ist der Mittelwert aller Aufschlag-Effizienzen der besten Aufschläger nach Auszeiten. In Orange sind die individuellen Aufschlag-Effizienzen.

  (vielen Dank an Much Mattes für beide Schaubilder)

Ergebnis:

Die Mittelwert-Linien aller Spieler liegen so nah zusammen (-0,274 vs. -0,283), dass es nicht darstellbar ist. Der Effekt einer Auszeit ist da, aber kaum messbar. Kurzum: Bei schwächeren Aufschlägern lohnt es sich nicht eine Auszeit zu nehmen.

Die Mittelwert-Linien der besten 20 Spieler sind -0,104 vs. -0,205: also 10 Prozent auseinander. Kurzum: Im Mittel schwächt man einen sehr guten gegnerischen Aufschläger um 10% (seiner Effizienz).

Fazit: je besser der Aufschläger, desto mehr macht im Mittel eine Auszeit Sinn. Jedoch mit individuellen Ausnahmen (z. B. Gevert, Tille).


Vielen Dank an Mark Lebedew und Ronny Linke für die Diskussionen und die Idee. Danke an Ben Raymond und Much Mattes für die Daten.

2 Kommentare:

  1. Nehmen Trainers Auszeiten um der Aufschlagspieler zu beeinflussen, oder ihr eigene Sideout?

    AntwortenLöschen
  2. Mir wuerde interessieren die gleiche Untersuchung mit Breakpoints, statt Effizienz. Aufschlag ist nur ein Teil der System.

    AntwortenLöschen